Article ID Journal Published Year Pages File Type
2685091 Das Neurophysiologie-Labor 2009 23 Pages PDF
Abstract

ZusammenfassungDie fiberendoskopische Evaluation des Schluckens (FEES) mit einem flexiblen Laryngoskop ist eine unverzichtbare Standard-Untersuchungsmethode im Management schluckgestörter Patienten. Die Indikation zur FEES ist großzügig zu stellen, weil sie eine gering invasive und den Patienten wenig belastende Untersuchung von hohem Aussagewert ist. In der Hand eines erfahrenen Untersuchers liefert sie wichtige Hinweise über die Pathophysiologie der Dysphagie und erlaubt die sichere Ableitung einer geeigneten Kostform und einer störungsspezifischen funktionellen Dysphagietherapie sowie eine Kontrolle des Therapieerfolges.Die FEES wird transnasal, bevorzugt mit einem flexiblen Laryngoskop durchgeführt und mit einer Aufzeichnungseinheit mit Möglichkeit der Einzelbildbetrachtung gespeichert.Zur Sicherung der hochqualitativen Untersuchung mit gutem Aussagewert empfehlen wir das unten beschriebene semistandardiserte Vorgehen. Die Untersuchung gliedert sich in Ruhebeobachtung, Funktionsbeobachtung, Funktionsuntersuchung, Evaluation kompensatorischer Manöver und Dokumentation.Während der Ruhebeobachtung ist auf anatomische Veränderungen und Speichelretentionen zu achten. Diese sind nach ihrer Lokalisation und Ausmaß zu dokumentieren. Bei in Ruhe beobachteter Speichelpenetration oder -aspiration muss der Patient zum Husten aufgefordert und die Reinigungsfunktion bewertet werden. Der Verschluss der Glottis während des Schluckaktes ist der wesentliche Mechanismus, der vor Aspiration von Bolusmaterial schützt. Das Vermögen des Patienten seine Glottis zu schließen, kann beim Luftanhalten überprüft und beurteilt werden. Aus der Ruhebeobachtung allein können wichtige indirekte Rückschlüsse auf die Sensibilität gemacht werden. Speichelpenetration und-aspiration sowie eine verminderte biphasische Ad- und Abduktion der Stimmlippen bei der Ruheatmung sind ein deutlicher Hinweis auf eine Sensibilitätsstörung.Die Funktionsbeobachtung des Schluckvorganges ohne Testbolusmaterial kann, insbesondere in der nachträglichen Einzelbildbetrachtung, Aussagen über die Epiglottisbeweglichkeit (und damit indirekt über die Larynxhebung) und den Atemwegsverschluss während des Schluckvorganges erbringen.Die Funktionsuntersuchung wird mit Testboli unterschiedlicher Konsistenz und Größe durchgeführt. Üblicherweise werden die Konistenzen flüssig, nektarartig, breiartig, weich und fest/krümelig mit eingefärbten Boli getestet. Für jede Boluskonsitenz werden aufsteigende Bolusgrößen untersucht. Dabei wird auf die zeitliche Latenz bis zur Auslösung des Schluckreflexes und “Leaking” (vorzeitiges Übertreten von Bolusmaterial in den Pharynx) geachtet. Penetration, Aspiration und die Effektivität der Reinigungsfunktion werden für alle Boli nach der Penetrations-/Aspirations-Skala (PAS) nach Rosenbek von 1 (Material penetriert nicht) bis 8 (stille Aspiration) bewertet.Auffällige Befunde in der funktionellen endoskopischen Schluckdiagnostik sollten auf ihre Beeinflussbarkeit durch Interventionen hin überprüft werden. So kann der Einfluß von Bolusgröße, Bolus-Viskosität, Darreichungsart, Haltungsänderungen und kompensatorischer Schluckmanöver überprüft werden. Der Erfolg oder Misserfolg der Intervention kann dann endoskopisch anhand des Effektes auf den Bolustransport unmittelbar überprüft werden.Nach Beendigung der Untersuchung empfehlen wir die nochmalige Durchsicht zumindest der kritischen Phasen der Videodokumentation zur genauen Beurteilung der Schluckaktphysiologie und pathologischer Abläufe. Im Befundbericht sollen neben der Ruhebeobachtung die Ergebnisse der funktionellen Schluckuntersuchung in textlicher und tabellarischer Form dargestellt werden und Schlussfolgerungen bzgl. der Aspirationsgefahr gemacht werden. Die Dysphagie ist phasenspezifisch nach Lokalisation (oral, pharyngeal) und Physiologie (prä-, intra-, postdeglutitive Störung) einzuordnen. Die Ableitung der zugrunde liegenden Pathophysiologie und geeigneter kompensatorischen Maßnahmen, von Schlucktechniken und der restituierenden Übungsbehandlung, von geeigneter Kostform und Konsistenzen sowie ggf. die Entscheidung über Sondenernährung, Tracheostoma und Kanülentyp darf nicht fehlen.

SummaryFiberoptic endoskopic evaluation of swallowing (FEES) with the flexible laryngoscope is a valuable standard procedure in managemnet of dysphagic patients. Since FEES is a minimal invasive procedure but yields important information on airway protective patterns it is not warranted to restrict the indication for that examination. The skilled endoscopist will elicit results on individual pathophysiology of dysphagic patients that allow to draw conclusions on the therapeutic strategy and on adequate food and liquid consistency.We suggest to standardize the FEES examination in order to achieve results in good quality. The examination should include in sequence the identification of normal or abnormal anatomy, the observation of secretion handling, phonation, breath-holding and cough, the examination of efficacy for adjustment to the bolus volume and consistency, the examination of efficacy for the adjustments in positioning and implemantation of swallowing maneuvers.After the exam the video documentation should be reviewed carefully in order to reveal more details on the individual pathophysiology of the dysphagia. On this basis conclusions and recommendations can be drawn in the report.

Related Topics
Life Sciences Neuroscience Neurology
Authors
, , , ,