Article ID | Journal | Published Year | Pages | File Type |
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1093873 | Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen | 2016 | 8 Pages |
ZusammenfassungHintergrundEine offene und direkte Kommunikation („Speaking-up“) über Fehler, übergangene Sicherheitsregeln und risikoreiche Verhaltensweisen zwischen Mitarbeitenden im Krankenhaus ist zentral, um Patienten vor Schäden zu schützen und ein wesentlicher Aspekt einer etablierten Sicherheitskultur. Bislang ist im deutschsprachigen Raum wenig über das Speaking-up Verhalten von Mitarbeitenden im Krankenhaus bekannt.MethodeIn einer schriftlichen Befragung untersuchten wir Sicherheitsbedenken und Speaking-up Verhalten unter Mitarbeitenden neun onkologischer Abteilungen von acht Krankenhäusern. Mit einer Fallgeschichte untersuchten wir Prädiktoren für das hypothetische Speaking-up. Der Zusammenhang zwischen Speaking-up und hierarchischer Position wurde analysiert. 1’013 Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachpersonen beteiligten sich (Rücklauf: 65%).Ergebnisse53% der befragten Fachpersonen gaben an, „manchmal“, „häufig“ oder „sehr häufig“ konkrete Bedenken zur Patientensicherheit auf ihrer Abteilung zu haben. Die Nicht-Einhaltung von wichtigen Sicherheitsregeln durch Kollegen berichteten 30% „manchmal“ und 13% „häufig“ oder „sehr häufig“. Das Zurückhalten von Sicherheitsbedenken wurde von einem substantiellen Anteil der Befragten berichtet. Knapp 20% berichteten, mindestens „manchmal“ mögliche Sicherheitsprobleme in ihrer Abteilung nicht anzusprechen. Unter den Personen mit Leitungsfunktion haben 73% noch nie Hinweise verschwiegen, die möglicherweise eine Gefahr für Patienten reduziert hätten, während es unter den Personen ohne Leitungsfunktion 60% waren (OR = 1.8, p≤0.001). Das Speaking-up empfindet ein erheblicher Teil der Befragten als schwierig und herausfordernd. 32% der Befragten gab an, dass sie einen Kollegen nicht auf die ausgelassene Hände-Desinfektion bei einer frisch-operierten onkologischen Patientin hinweisen würden.SchlussfolgerungenMitarbeitende im Spital haben häufig Sicherheitsbedenken, sprechen diese aber oft nicht an. Dadurch geht ein wichtiges Potential zur Verbesserung der Patientensicherheit verloren. Die Entwicklung von Interventionen zur Förderung der Speaking-up Kultur ist eine wichtige zukünftige Aufgabe um diese Ressource zu nutzen.
SummaryBackgroundOpen and direct communication (“speaking-up”) about errors, bypassed safety rules and risky behaviours among hospital staff is required to avoid patient harm, and it is an essential characteristic of an established safety culture. In German-speaking countries, little is known about speaking-up behaviour among health care professionals (HCPs) in hospitals.MethodSafety concerns and speaking-up behaviours among HCPs of nine oncological units of eight hospitals were assessed using a self-administered survey. A vignette was embedded to assess hypothetical speaking-up and its predictors. The association of hierarchical position and speaking-up was investigated. 1,013 physicians and nurses completed the survey (65 % response rate).Results53 % of the HCPs reported having concerns about patient safety at their unit, “sometimes”, “frequently”, or “very frequently”. Colleagues bypassing important safety rules at least “sometimes” were reported by 30 %. A considerable fraction of responders reported episodes of withholding of voice. Nearly 20 % said they did not communicate safety problems at their unit at least sometimes. 73 % of higher-ranking staff and 60 % among those at lower ranks said they had never withheld information which could have reduced threats to patients (OR = 1.8, p ≤ 0.001). Many responders felt that speaking-up is often difficult and challenging. 32 % responded that they would not speak-up about a missed hand disinfection towards a colleague assessing the wound of a recently operated oncological patient.ConclusionsHCPs in hospital frequently experience safety concerns and often withhold them. An important resource for better patient safety is lost. The development of interventions to improve speaking-up culture is warranted.