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1094272 Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2014 9 Pages PDF
Abstract

ZusammenfassungGesundheitsproblemDerzeit gebären drei Viertel aller gesunden Schwangeren in deutschen Kliniken ihr Kind in einer liegenden Position im Bett eines Kreißsaals, obwohl dies von der WHO, den britischen Leitlinien und dem Deutschen Expertinnenstandard nicht empfohlen wird und mit vermehrten Risiken für Mutter und Kind assoziiert ist.EvidenzlageEin Cochrane-Review aus dem Jahr 2012 (Gupta et al.) belegt auf Basis von 22 randomisierten Studien mit 7.280 Teilnehmerinnen, dass eine aufrechte Gebärhaltung verglichen mit einer liegenden Gebärhaltung positive Wirkung auf die Herztonmuster des Ungeborenen hat, die Schmerzmittelgabe in der Austreibungsphase verringert, weniger Dammschnitte und seltener höhergradige Dammrisse provoziert und weniger Geburten mit Zange oder Vakuum operativ beendet werden müssen.Forschungslücken bestehen hinsichtlich Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Angsterleben der Frauen bei der Geburt. Zudem fehlen Aussagen zu Langzeitwirkungen. Studienergebnisse weisen darauf hin, dass eine die aufrechte Gebärhaltung unterstützende räumliche und psychosoziale Umgebung und entsprechend geschulte Hebammen die positiven Effekte noch verstärken könnten.ForschungsempfehlungEmpfohlen wird eine Machbarkeitsuntersuchung mit anschließender cluster-randomisierter Wirksamkeitsstudie, die die Wirkung der aufrechten Gebärhaltung in der klinischen Versorgung in Deutschland in Bezug auf Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Angsterleben der Frauen sowie auf Reduktion der perinatalen Komplikationsraten und auf mittel- bis langfristige Beschwerden nach der Geburt überprüft. Die komplexe Intervention „Aufrechte Geburt“ umfasst sowohl die proaktive evidenzbasierte Information der Nutzerinnen, die Verarbeitung der Wehen und Geburt des Kindes in aufrechter Körperposition als auch das spontane Pressen der Frau (verhaltensorientierte Intervention). Darüber hinaus wirken die räumliche Gestaltung des Gebärzimmers und die proaktive Unterstützung des betreuenden Personals (strukturorientierte Intervention).Die vorangehende Machbarkeitsuntersuchung sollte Zugang zur Zielgruppe und die Akzeptanz bei den Frauen und Paaren sowie dem betreuenden Personal evaluieren. Dabei können der Leitfaden zur Durchführung der Geburt in aufrechter Haltung und die Erhebungsinstrumente auch zur Erfassung von Geburtserleben, Langzeitwirkungen, Kosten und unerwünschten Effekten für den Zielkontext in Deutschland angepasst werden.

SummaryHealth problemIn German hospitals, three quarters of all low-risk pregnant women give birth in the supine position, despite the fact that German, British and WHO guidelines do not recommend a supine birthing position which is associated with a higher risk to the health of both mother and fetus.Corpus of evidenceBased on 22 RCTs with 7,280 participants, a systematic Cochrane review (Gupta et al., 2012) revealed that an upright position - compared with a supine or lithotomy position - (1) has a positive impact on fetal heart rate patterns, (2) reduces the requirement for analgesic or anaesthetic medications in the second stage of labour, and (3) results in fewer episiotomies and (4) fewer instrumental deliveries.There is a lack of evidence regarding perceived maternal autonomy, self-efficacy and anxiety when giving birth. Furthermore, evidence on long-term effects is absent. Some studies indicate that the choice of an upright birthing position might be boosted by a supporting physical and social environment and by specially trained midwives.Implication for ResearchThere is a need for a feasibility study and a subsequent cluster RCT in the German healthcare context in order to investigate the effects of the upright posture for birthing on perceived maternal autonomy, self-efficacy and anxiety, on the reduction of perinatal complications and on long-term complaints. The complex experimental intervention consists of (1) evidence-based and user-friendly information for women and their partners, (2) facilitating the choice for an upright labour position by special training for midwives and (3) providing a supportive physical and social environment.Within the first study phase, the exploration of feasibility in terms of access to the target group and acceptance of the intervention by pregnant women, their partners and midwives is recommended. Thereby, the implementation of guidelines for upright labour and birth, the documentation and collection of outcome and cost data could be evaluated. Non-German instruments for measuring benefits, harms and long-term effects could be adapted to and validated for the German context.

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