Implikationen des Publikationsbias für die Erstellung und Bewertung von Leitlinien

ZusammenfassungDie Problematik des selektiven Publizierens von Forschungsergebnissen gelangt zunehmend in das wissenschaftliche, öffentliche und politische Bewusstsein. Für Leitlinienautoren führt sie insbesondere zu Unsicherheit hinsichtlich der Interpretierbarkeit der methodischen Qualität und klinischen Relevanz der verfügbaren Evidenz und des Risikos für die Verzerrung ihrer Schlussfolgerungen in den Leitlinienempfehlungen. Die tatsächlichen Auswirkungen von Publikationsbias auf Leitlinieninhalte scheinen bei Berücksichtigung der international konsentierten methodischen Anforderungen an die Entwicklung hochwertiger Leitlinien gering zu sein. Sie sind jedoch bislang wenig untersucht. Der Nutzen verschiedener, für Autoren systematischer Übersichtsarbeiten vorgeschlagener Strategien zur Erfassung und Minimierung des Risikos für Publikationsbias für Leitlinienautoren ist fraglich. Ziel müssen daher geeignete Maßnahmen zur Vermeidung des Problems ex ante sein. Ein erster Schritt wäre die systematische Erfassung von Studienergebnissen in öffentlich zugänglichen Registern.

SummaryThe issue of selective publishing of research results is gaining more and more scientific, public and political awareness. For guideline authors, in particular, it leads to uncertainty about the interpretability of the methodological quality and clinical relevance of the available evidence and the risk of bias where their conclusions and thus guideline recommendations are concerned. The actual impact of publication bias on guideline contents appears to be low if a systematic and methodically sound approach is followed in the process of guideline development. However, the quality of the evidence on this topic is poor. Different strategies to deal with publication bias have been proposed for authors of systematic reviews but they are of limited use for guideline authors. The goal must therefore be to implement appropriate measures in order to avoid the problem ex ante. The first step would be the systematic registration of study results in publicly accessible registers.