Weniger wäre tatsächlich mehr – die Arzneimittelversorgung alter Menschen

ZusammenfassungMultimorbidität und Polypharmazie betreffen einen erheblichen Anteil der älteren Bevölkerung. Die Sicherheit der Pharmakotherapie in dieser Population wird durch Veränderungen in der Pharmakokinetik und –dynamik, das steigende Risiko von Interaktionen, die unüberschaubare Situation von Morbidität versus unerwünschte Wirkungen und die oftmals fragliche Adhärenz charakterisiert. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass ältere, multimorbide Patienten meist nicht in randomisierte, klinische Studien eingeschlossen werden und somit die Evidenzlage schlecht ist. Leitlinien berücksichtigen oftmals nicht die Multimorbidität oder eine möglicherweise eingeschränkte Funktionalität, Kognition und eingeschränkte Lebenserwartung. Existierende Ansätze zur Reduktion der Polypharmazie im Sinne von Checklisten und Algorithmen sind häufig nicht prospektiv validiert. In einigen Studien konnte jedoch die Machbarkeit des pragmatischen Absetzens gezeigt werden, teilweise ging die Reduktion der Pharmakotherapie mit einer verbesserten Lebensqualität einher.(Wie vom Gastherausgeber eingereicht)

SummaryA significant proportion of the elderly population is affected by multimorbidity and polypharmacy. Drug safety in this population is characterised by age-associated changes in pharmacokinetics and pharmacodynamics, an increased risk for drug-drug interactions, an unmanageable situation of side effects and co-morbidities, and a questionable adherence to complex therapies. Moreover, elderly multimorbid patients are usually not enrolled in clinical trials, and therefore the evidence for efficacy and safety of drugs is sparse. Many practice guidelines do not consider multimorbidity and age-associated changes in physical function, cognition and reduced life expectancy. Most published approaches to reducing polypharmacy such as algorithms and checklists have not yet been validated prospectively in randomised, controlled trials. However, some studies have shown the feasibility of stopping medications, in some cases accompanied by remarkable improvements of quality of life.(As supplied by publisher)