Unzureichende Vergütung und die Patienten selbst können die Implementierung von Leitlinien hemmen.: Evaluation der Ulcus cruris venosum-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) in hausärztlichen und phlebologischen Praxen

ZusammenfassungZielMit der Durchführung eines Praxistests der S3-Leitlinie zu ,Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum‘ der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) (Stand 2006) sollen Akzeptanz und Praktikabilität der Empfehlungen unter Bedingungen der hausärztlichen und phlebologischen Praxis untersucht und Erkenntnisse über mögliche Barrieren bei der Implementierung in der Regelversorgung gewonnen werden.MethodenPraxisanwendung bei vertragsärztlich tätigen Hausärzten und Phlebologen. Qualitativer Ansatz mit Fokusgruppen und Telefoninterviews, die nach Protokollierung bzw. Transkribierung von zwei Forschern unabhängig inhaltsanalytisch unter der globalen Fragestellung des Projektes systematisch ausgewertet wurden.ErgebnisseObwohl Hausärzte und Phlebologen die Leitlinie überwiegend positiv bewerteten, macht die Analyse deutlich, dass die Leitlinie nicht als Handlungsgrundlage im Praxisalltag diente. Damit steht die kognitive Beurteilung der Leitlinie im Widerspruch zum geschilderten tatsächlichen ärztlichen Handeln. Darüber hinaus konnten vielfältige Implementierungshindernisse aufgedeckt werden. Unzureichende Vergütungsstrukturen und patientenseitige Aspekte wurden als hemmende Faktoren genannt, von Hausärzten und Phlebologen allerdings in unterschiedlicher Intensität dargestellt. Zudem scheint evidenzbasiertes Handeln im Hinblick auf das Ulcus cruris venosum im Alltag nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.SchlussfolgerungDie gefundenen Implementierungshindernisse sowie detaillierte Anregungen der Nutzer können für eine Überarbeitung der Leitlinie und Entwicklung zugehöriger Anwendermodule (z.B. Patienteninformationen) entsprechend den Bedürfnissen der hausärztlichen und phlebologischen Praxis berücksichtigt werden.

SummaryAimThe S3-guideline for diagnosis and treatment of venous leg ulcers published by the German Society for Phlebology (DGP) in 2006 was tested for its acceptance and practicability in outpatient care delivered by general practitioners (GPs) and phlebologists. Barriers to the implementation of the guideline's recommendations in regular health care were identified.MethodsQualitative research using focus groups and interviews by telephone; systematic content analysis of records and transcripts by two independent researchers.ResultsAltogether, GPs and phlebologists gave a positive evaluation of the guideline, but it also became clear that it does not form the basis of their everyday work practice. Factors inhibiting the application of the guideline included the insufficient reimbursement systems and the patients’ compliance, but these factors were weighed differently between the two groups. Evidence-based performance seems to play a minor role with regard to patients suffering from leg ulcers in daily practice.ConclusionBarriers of implementation as well as detailed suggestions by the users will help to revise and to adapt the guideline to the needs of both users and patients.