Ärzte als Innovatoren in der Medizintechnik: Fragen und Erklärungsansätze zu Anreizstrukturen für Lead User aus Sicht des Innovationsmanagements

ZusammenfassungAnwender-Innovationen werden in der Betriebswirtschaft als Open Innovation und Lead User-Innovationen beschrieben. Gerade für Hersteller im Bereich der Medizintechnik sind Anwender-Innovationen nicht nur sehr ergiebig, sondern auch weitestgehend unverzichtbar. Für innovative Ärzte als sog. Lead User liegt der Nutzen medizintechnischer Innovationen hingegen eher in den dadurch verbesserten Behandlungsverfahren. Ärzte sind vor allem intrinsisch motiviert, Innovationen zu entwickeln. Dabei sind Innovationen durchaus auch mit extrinsischen Vorteilen wie Reputationsgewinnen oder monetären Vorteilen verbunden. Die innovativen Aktivitäten von Ärzten sind jedoch im stationären Sektor abhängig von dem organisationalen Kontext des Krankenhauses, in dem sie stattfinden. Ein Problem ist hierbei, dass Krankenhäuser keinen kurzfristigen monetären Vorteil aus Anwender-Innovationen realisieren können und sie deshalb nur zögerlich unterstützen. Mittelfristig können strategische Investitionen in Anwender-Innovationen vorteilhaft sein, weil sie dem Krankenhaus Wettbewerbsvorteile sichern. Kooperationen rund um innovative Ärzte bergen jedoch auch Gefahren: Von Experten generierte Entwicklungsideen können bei medizintechnischen Geräten Überkomplexität zur Folge haben, was aber bei Routineanwendern zu Fehlern führen und damit die Patientensicherheit gefährden kann. Zur Förderung von Innovationen zum Nutzen aller Parteien: Patient, Arzt, Krankenhaus und Hersteller, gilt es den Wissenstransfer durch geeignete Kooperationsmodelle zu unterstützen.

SummaryManagement science defines user-generated innovations as open innovation and lead user innovation. The medical technology industry finds user-generated innovations profitable and even indispensable. Innovative medical doctors as lead users need medical technology innovations in order to improve patient care. Their motivation to innovate is mostly intrinsic. But innovations may also involve extrinsic motivators such as gain in reputation or monetary incentives. Medical doctors’ innovative activities often take place in hospitals and are thus embedded into the hospital's organisational setting. Hospitals find it difficult to gain short-term profits from in-house generated innovations and sometimes hesitate to support them. Strategic investment in medical doctors’ innovative activities may be profitable for hospitals in the long run if innovations provide first-mover competitive advantages. Industry co-operations with innovative medical doctors offer chances but also bear potential risks. Innovative ideas generated by expert users may result in even higher complexity of medical devices; this could cause mistakes when applied by less specialised users and thus affect patient safety. Innovations that yield benefits for patients, medical doctors, hospitals and the medical technology industry can be advanced by offering adequate support for knowledge transfer and co-operation models.