کد مقاله | کد نشریه | سال انتشار | مقاله انگلیسی | نسخه تمام متن |
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1095638 | 1487316 | 2010 | 6 صفحه PDF | دانلود رایگان |

ZusammenfassungDas Chronic Care Modell (CCM) als ein Rahmenkonzept zur strukturierten Versorgung chronisch Kranker sieht unter anderem den Zugang und die Kenntnis von wissenschaftlicher Evidenz für Ärzte und Patienten als zentrale Vorraussetzung. Dadurch sollen gemeinsame Therapieentscheidungen von Arzt und Patient auf der Basis der individuellen Bedürfnisse des Patienten und der bestmöglichen externen Evidenz ermöglicht werden. Bisher ist wenig darüber bekannt, inwieweit Hausärzte tatsächlich evidenzbasierte Informationen und Leitlinien nutzen und ob und wie sie diese an Patienten weitergeben. In dieser Studie wurden 14 Interviews mit Hausärzten durchgeführt und qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet.Die meisten befragten Hausärzte stehen evidenzbasierten Leitlinien skeptisch gegenüber. Zentraler Kritikpunkt der Hausärzte ist dabei, dass Leitlinien zu wenig den Bezug zur Lebenswelt des individuellen Patienten herstellen würden. Stattdessen betonen die interviewten Hausärzte den Wert der „gelebten Anamnese” und der kontinuierlichen Betreuung von Patienten mit Kenntnissen der persönlichen Lebensumstände. Da Leitlinien von den Ärzten selbst kaum akzeptiert werden, werden ihre Inhalte auch selten an Patienten weitergegeben.Deutlich erkennbar wird in den Interviews, dass die Hausärzte individuelle Therapie und leitliniengerechte Behandlung als Widerspruch erleben. Ursächlich dafür ist etwa, dass evidenzbasierte Medizin in unserer Untersuchung von der Mehrzahl der Befragten auf die Evidenz selbst reduziert, also mit Studien und Leitlinien gleichgesetzt und als bevormundend und realitätsfern abgewehrt wird. Leitlinien haben aus dieser Sicht einen „normierenden” Charakter.Möchte man die Nutzung evidenzbasierter Leitlinien und die Weitergabe ihrer Inhalte an Patienten erreichen, scheint es unabdingbar, den Hausärzten einen für sie annehmbaren Zugang zum Konzept der evidenzbasierten Medizin zu vermitteln. Es sollte noch deutlicher betont werden, dass mit EbM etwas anderes gemeint ist, als ein Befolgen normativer Behandlungsvorgaben, sondern das diskursive Ringen gemeinsam mit dem Patienten, um die richtige individuelle Therapieentscheidung vor dem Hintergrund individueller Patientenbedürfnisse, ärztlicher Erfahrung und externer Evidenz.
SummaryThe Chronic Care Model (CCM) is a framework for the structured care of patients with chronic conditions. It requires access of both physicians and patients to scientific evidence in order to facilitate shared treatment decision-making on the basis of the patient's individual needs and the best available external evidence. The aim of this study was to find out whether general practitioners (GP) actually make use of evidence-based information and guidelines and whether and how they communicate this information to their patients. We interviewed 14 general practitioners and conducted a content analysis.The majority of these GPs take a sceptical view towards evidence-based guidelines. Their main point of criticism is that guidelines disregard the individual patient's reality and life style. Instead, GPs emphasize the relevance of their own knowledge of the personal and medical history of and the continual care for their patients. Since GPs themselves often do not accept guidelines, they seldom impart their content to their patients.According to the GPs’ experience there are contradictions between guideline-conformant therapy and individual treatment. The integrative character of evidence-based medicine is not recognized. The reason is that evidence-based medicine is equated with guidelines and trial results by the majority of the GPs interviewed.To facilitate guideline implementation in everyday practice GPs need to be provided with adequate access to scientific evidence and an understanding of the intentions of guidelines. If the doctors themselves do not accept guidelines, they will not share them with their patients. It must be made clear that guidelines are not intended as normative demands for a specific therapy for every patient, but are rather meant to assist the physician with his struggle for the best therapy for individual patients.
Journal: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen - Volume 104, Issues 8–9, 2010, Pages 661–666