Mechanotransduktion: von der zellulären Ebene bis zum ganzen Körper

ZusammenfassungEine manuelle osteopathische Behandlungstechnik ist – neben psychosozialen und anderen relevanten Wirkungsebenen – ein Versuch, den Körper mittels körperlicher manueller Berührung zu beeinflussen. Im Gegensatz zum auf die Biochemie fokussierten Ansatz der pharmazeutischen Medizin versucht der Osteopath, das Gewebe hierbei in erster Linie mittels biomechanischer Druck- und Zugkräfte sowie Scherimpulse zu beeinflussen. Es ist daher hilfreich, ein möglichst detailliertes Verständnis zu entwickeln, wie im Körper des Patienten mechanische Impulse wahrgenommen, verarbeitet und weitergeleitet werden.Um die Zugübertragungswirkung eines Muskels zu verstehen, sollte man auch über seine spezifischen faszialen Vernetzungen Bescheid wissen. So führen etwa 30% der Muskelfasern nicht zu den Sehnen, sondern zu komplexen faszialen Vernetzungen über oft mehrere Gelenke hinweg. Myofasziale Ketten sind oft willkürlich selektionierte Ausschnitte aus flächigen Zugverteilungsmustern. Schließlich erscheint es im Sinne einer verstärkten Nachhaltigkeit sinnvoll, die mechanosensiblen Reizschwellen und Reaktionsbereitschaften der Fibroblasten in die klinische Arbeit einzubeziehen.

An osteopathic treatment technique – in addition to psychosocial and other levels of impact – is an attempt to affect the body through physical manual contact. While the approach of pharmaceutical medicine focusses on biochemistry, the osteopath tries to influence the tissue primarily by biomechanical pressure and tensile forces as well as shear pulses. A detailed understanding of how mechanical impulses in the body of the patient are perceived, processed and transmitted is therefore necessary.To understand the transmission of tensile forces by a muscle, one should know about its specific integration within the fascial network. About 30% of the muscle fibres are not connected to the tendon, but have complex fascial connections, often across multiple joints. Myofascial chains are often arbitrary selected excerpts from laminar patterns of tensile force transmission. Furthermore, to enhance sustainability it seems to be reasonable, to integrate the mechanosensible thresholds and reaction potential of fibroblasts into every day's clinical practice.