Wie beurteilen chronisch kranke Patienten Ihre Versorgung? Ergebnisse aus einer Patientenbefragung im Rahmen der Evaluation der Hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg

ZusammenfassungVersorgungsmodelle in der Hausarztpraxis sollten angesichts der demographischen Entwicklung speziell auf die Betreuung chronisch kranker Patienten abgestimmt werden. Die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) stellt ein solches Versorgungsmodell dar. Dabei erscheint es wichtig, die Perspektive der Patienten in Evaluationen zu berücksichtigen. Ziel der vorliegenden Studie war es zu evaluieren, wie chronisch kranke Patienten Ihre medizinische Versorgung beurteilen. Insgesamt beteiligten sich 53 Arztpraxen aus Baden-Württemberg an einer Patientenbefragung. Die Versorgungsqualität aus Patientensicht wurde mit der Kurzform des PACIC erfasst. Des Weiteren wurden die Gesamtzufriedenheit mit der Versorgung sowie soziodemographische Charakteristika erfragt. Insgesamt wurden 2.535 Patienten für die Befragung rekrutiert (Rücklauf 47,8%). Bei der Auswertung wurden zwei Gruppen unterschieden, HzV-Arzt und HzV-Patient mit chronischer Erkrankung (Gruppe 1) und Nicht-HzV-Arzt und Nicht-HzV-Patient mit chronischer Erkrankung (Gruppe 2). Von den 2.535 Patienten konnten der ersten Gruppe 836 und der zweiten Gruppe 319 Patienten zugeordnet werden. Die Patienten beider Gruppen waren sehr zufrieden mit Ihrer Versorgung. Den Patienten der Gruppe eins wurde häufiger ein schriftlicher Behandlungsplan ausgehändigt sowie nach dem eigenen Befinden nachgefragt. Die Gesamtzufriedenheit war positiv assoziiert mit der Organisation der Versorgung (β= 0,484), der Unterstützung in schwierigen Situationen (β= 0,171) und die Information über den Nutzen anderer Arztbesuche (β= 0,163) mit einer aufgeklärten Varianz von R2 = 0,459. Patienten bewerten unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit zur HzV die medizinische Versorgung ihrer chronischen Erkrankung sehr positiv. Vor allem die Bewertung der Versorgungsqualität aus Sicht verschiedener Patientengruppen (HzV-Teilnehmer und Nicht-HzV-Teilnehmer) kann durch Rückspiegelung an die Ärzte ein wesentliches Feedback zur Umsetzung der HzV-Inhalte für die Ärzte liefern. Die Erfahrung der Patienten kann ein hilfreiches Werkzeug sein, um Versorgungsstrukturen und –prozesse gegebenenfalls zu optimieren.

SummaryConsidering the demographic development models for primary care have to be focused on chronic illness care especially. The so called “Hausarztzentrierte Versorgung” (HzV) in Baden-Wuerttemberg constitutes such a model of an implementation of family doctor-centred health care. For evaluation purposes the perspective of patients is of particular interest. Therefore the aim of this study was to analyse how chronically ill patients assess their medical care. Altogether 53 primary care practices in Baden-Wuerttemberg took part in a patient survey. The quality of chronic illness care from the patients’ perspective was assessed by means of the PACIC short form. Furthermore the general satisfaction with care as well as sociodemographic characteristics were determined. For analysis two different groups were regarded: HzV-doctor and HzV-patient with a chronic condition (group 1) and non-HzV-doctor and non-HzV-patient with a chronic condition (group 2). Altogether 2,535 patients were recruited for the survey (response rate 47.8%). Out of these, 836 patients could be assigned to group 1 and 319 patients could be assigned to group 2. Patients in both groups were very satisfied with their care. The patients in group 1 stated more frequently that they received a written treatment plan from their general practitioner and that they were asked about their state of health when leaving the practice. Overall satisfaction was positively associated with organisation of care (β= 0.484), support in difficult situations (β= 0.171) and information on the usefulness of consulting other doctors (β= 0.163) with an explained variation of R2 = 0.459. Irrespective of their group affiliation patients rate the medical care of their chronic condition very positively. Especially the assessment of the quality of care from the perspective of different patient groups (HzV participants and non-HzV participants) could contribute essentially as a feedback for physicians concerning the implementation of the main contents of the HzV for participating physicians.