Penicillinallergie: Mythos und Fakten

ZusammenfassungDie Penicillinallergie hat aktuell fast eine Endemie artige Häufigkeit. Bis zu 10% der Bevölkerung berichten in der Anamnese, dass sie davon betroffen sind. Wenn der Verdacht auf eine Penicillinallergie besteht, muss der behandelnde Arzt auf andere Antibiotika ausweichen. Aufgrund theoretisch möglicher immunologischer Kreuzreaktivität wird auf alle β-Laktamantibiotika, das heißt Penicilline, Penicillinderivate und Cefalosporine, verzichtet und es werden alternative Antibiotika verordnet. Makrolide, Fluorchinolone oder Glykopeptide sind aber möglicherweise weniger wirksam, haben mehr Nebenwirkungen und steigern die Behandlungskosten. Die Anwendung von Reserveantibiotika fördert zudem Antibiotikaresistenzen. Eine allergologische Stufendiagnostik deckt auf, dass mindestens 75% bis zu 90% der Patienten mit Verdacht auf Penicillinallergie in Wirklichkeit alle β-Laktamantibiotika tolerieren. Anamnestische Angaben des Patienten, ärztliche Beobachtungen oder eine unvollständige Diagnostik sollten daher keinesfalls unkritisch zur Diagnose Penicillinallergie führen. Eine allergologische Diagnostik identifiziert die Patienten mit einer tatsächlichen Penicillinallergie, bei allen anderen wird die Qualität und Effizienz einer zukünftigen Antibiotikatherapie entscheidend verbessert.

SummaryUp to 10% of the population are reporting on being allergic to penicillins. If allergy to penicillins is suspected, the treating physicians have to switch to alternative antibiotics due to potential cross reactions between β-lactam-antibiotics (penicillin derivatives and cephalosporins). Macrolides, fluorchinolones or glycopeptides may however be less efficient, more expensive and have more side effects. A stepwise allergy diagnostic shows, that 75% to zu 90% of the patients with history of penicillin allergy do in fact tolerate all β-lactam-antibiotics. Thus history and incomplete diagnostics should not lead to an uncritical diagnosis of penicillin allergy. Instead, allergy diagnostics does reveal true allergy and helps to increase quality of antibiotical therapy.