Ärztliche Führung im Krankenhaus. Praktischer Nutzen von ärztlichen Führungs- und Management Kursen aus subjektiver Sicht der Teilnehmenden

ZusammenfassungZielsetzungDer vorgelegte Beitrag untersucht die Frage, welchen subjektiven praktischen Nutzen klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte aus der Teilnahme an ärztlichen Führungs- und Management Kursen ziehen. Wir sind daran interessiert herauszufinden, ob, und wenn ja, welche Inhalte von Führungs- und Management Kursen von Ärztinnen und Ärzten in ihrem täglichen medizinischen Führungsalltag von Nutzen sind, und ob die Inhalte Ärztinnen und Ärzte auf ihren Karrierewegen aus ihrer subjektiven Sicht weiterbringen.MethodeAlle 543 Ärztinnen und Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover, die zwischen Juni 2005 - Juni 2015 an den Führungs- und Management Kursen, gemäß des Curriculums Ärztlicher Führung der Bundesärztekammer teilgenommen haben, wurden per Email zur Teilnahme an der vorliegenden Studie eingeladen; Befragungszeitraum 01. - 30. Juni 2015. Auf 84 Einladungsemails kam umgehend eine Fehlermeldung bzgl. der Emailadresse zurück, d.h. dass diese Personen nicht erreicht werden konnten. Zugestellt wurden demnach 459 Einladungen. Teilgenommen an der Befragung haben letztendlich 104 Personen (Rücklaufquote 22,7%).ErgebnisseIn der Onlinebefragung wurden insgesamt 59 Fragen (Items) vorgelegt. Von diesen waren 6 offene Fragen, die mit einem Freitext beantwortet werden konnten. 12 geschlossene Fragen konnten durch die Auswahl aus vorgegebenen Antwortmöglichkeiten beantwortet werden. 41 Fragen konnten mit einer Likert Skala von 0 (trifft gar nicht zu) bis 10 (trifft sehr zu) beantwortet werden. Auf Basis der Antworten per Likert Skala wurden durch Mittelwertbildung die nachfolgend genannten Skalen gebildet, auf denen die entsprechenden Mittelwerte gefunden wurden. Job Satisfaction (M = 7,44); Humanistische Führung (M = 7.77); Vertrauen (M = 7.22); Machtstreben (M = 7.45); negativer Affekt (M = 4.91); Zielerreichungsmotivation (M = 8.19); Kommunikation (M = 8.30) und Management (M = 6.48). Durch Regressionsanalysen zeigt sich, dass vor allem Arbeits- und Teamzufriedenheit vorhersagen, wie sehr sich die Kursteilnehmer/innen als optimale Führungskräfte selbst einschätzen.Als wichtigste Lerninhalte wurden bei den Führungsthemen die Führungsstile und Führungsaufgaben, Teammanagement und Personalentwicklung, sowie Projektmanagement benannt. Des Weiteren wurde bei den Managementthemen ein Krankenhausplanspiel mit den Inhalten Bilanz sowie Gewinn und Verlustrechnung genannt und schließlich wurde bei den Kommunikationsthemen Rhetorik und Präsentationstechniken hervorgehoben. Die Anwendbarkeit der Themen im täglichen Alltag wurde mit 55% angegeben. Unter idealer Führung wird von den Ärztinnen und Ärzten Folgendes verstanden: Eine Führungskraft hat Vorbildfunktion (Respekt, Wertschätzung, Ehrlichkeit, Offenheit, Fairness, Gerechtigkeit, Empathie), schafft Motivation bei den Mitarbeitenden, sorgt für Transparenz, Klarheit, Strukturen und schließlich formuliert sie Zukunftsausblicke (Visionen) und erreicht die daraus abgeleiteten Ziele. Die Ärztinnen und Ärzte geben an, dass sie dieses Ideal aus subjektiver Sicht im Schnitt zu 60% selbst erreichen. 51% der Ärztinnen und Ärzte stufen dabei die Kurse als sehr nützlich ein, um dies zu erreichen, weitere 45% als nützlich. 55% Der Ärztinnen und Ärzte geben an, dass ihnen der Besuch eines Führungs- und Management Kurses bei ihrer Karriere hilfreich war. 96% der Ärztinnen und Ärzte würden einen solchen Kurs wiederbesuchen, 98% würden einen solchen Kurs ihren Kollegen/innen empfehlen.SchlussfolgerungDie Rücklaufquote von 22,7%, der subjektive Nutzen der Kurse (96%), die Bereitschaft, einen solchen Kurs wieder zu besuchen (96%), als auch ihn weiter zu empfehlen (98%), lässt auf ein hohes Interesse der Befragten an dem Thema ärztliche Führung und Management schließen, was aus Sicht der Autoren daran liegt, dass diese Themen während des Studiums und der fachärztlichen Weiterbildung kaum oder gar nicht curricularer Gegenstand sind. Dies steht im Einklang mit neuester organisations- und arbeitspsychologischer Forschung, die zeigt, dass gerade „weiche“ psychologische Faktoren rund um das Thema Führung einen signifikanten und substanziellen Anteil am Erfolg von Organisationen und Krankenhäusern ausmacht.

ObjectivesThe aim of the present study was to evaluate the benefit of Leadership and Management Courses for clinicians, specifically which leadership and management contents are beneficial to their daily clinical work and whether these contents support their individual career.MethodE-mail invitations to participate in the study were sent to all 543 medical doctors of the University Hospital Hanover, Germany, who had taken part in one of the leadership and management courses offered between June 2005 and June 2015. The enquiry was carried out between June 1 and June 30, 2015. 84 e-mail addresses were no longer active; and so, N = 459 clinicians actually received the invitation. Of these, 104 participated (22.7%).ResultsThe study included 59 items. Six were free text items, twelve items were closed questions which could be answered by choosing from a drop down menu, and 41 were answered on a Likert scale from 0 (not fitting at all) to 10 (perfect fit). Based on the items answered on a Likert scale, the following scales and mean values were deduced: Job Satisfaction (M = 7.44); Leadership (M = 7.77); Trust (M = 7.22); Striving for Power (M = 7,45); negative Affect (M = 4,91); Target Achievement Motivation (M = 8.19); Communication (M = 8.30) and Management (M = 6.48). Regression analysis showed that Job- and Team Satisfaction can predict to what extent the participants regard themselves as good leaders. The study participants defined the following topics as very important: leadership and management style, managerial functions, team management, human resources development and project management. Further topics included rhetoric skills, presentation techniques, as well as basic economics such as understanding balance sheets, profit & loss statements and contribution margin calculation. 55% of the course contents were described as being directly applicable to their daily working environment. In the clinicians' view, the ideal leader acts as a role model (passing on values like respect, appreciation, honesty, openness, fairness, sense of justice, and empathy), someone who motivates his colleagues by giving them a vision, structure and transparency. The participants estimated that they met 60% of these qualifications. 51% of the participants found the course highly beneficial, and 45% rated it as being beneficial. 55% said that the course boosted their career. 96% were willing to attend further leadership and management courses. 98% would recommend the course to their colleagues.ConclusionThe return rate of 22.7%, the subjective benefit of the courses (96%), the willingness to attend such courses (96%) and to recommend them to colleagues (98%) demonstrates that clinicians are highly interested in leadership and management topics. This may be due to the fact that these topics are not part of the training program for medical students or junior doctors. Our findings are in consistent with organisational and psychological research results showing that “soft” psychological factors related to leadership topics are a significant and crucial factor behind the success of organisations and hospitals.