Der Einfluss von Qualitätsmessung, Transparenz und Peer Reviews auf die Krankenhaussterblichkeit - Retrospektive Vorher-Nachher-Studie mit 63 Kliniken

ZusammenfassungHintergrundDie im Jahr 2008 gegründete, trägerübergreifende Initiative Qualitätsmedizin (IQM) ist ein Zusammenschluss von derzeit 350 Krankenhäusern in Deutschland und der Schweiz, die auf freiwilliger Basis ein eigenes Verfahren zur Qualitätsverbesserung einsetzen. Die Qualitätsmethodik von IQM beruht auf der Messung medizinischer Ergebnisqualität mit Routinedaten, der Verbesserung der medizinischen Behandlungsqualität durch ärztliche Peer Review Verfahren und Transparenz durch Veröffentlichung der Qualitätsergebnisse. Diese Studie untersucht, ob mit der freiwilligen Einführung der IQM Qualitätsmethodik ein messbarer Verbesserungseffekt in der medizinischen Versorgung einhergeht.MethodeIn einer retrospektiven Vorher-Nachher-Analyse wurde die Krankenhaussterblichkeit in 63 Krankenhäusern, die im Zeitraum von 2009 bis 2011 der Initiative Qualitätsmedizin beigetreten sind, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt untersucht. Für 14 ausgewählte stationäre Behandlungen wurde geprüft, ob nach dem Beitritt zu IQM - unabhängig von generellen bundesweiten Trends oder einer abweichenden Fallzusammensetzung im Vergleich zum Bundesdurchschnitt - Rückgänge in der Krankenhaussterblichkeit beobachtbar sind, und ob dabei ein Zusammenhang mit der Ausgangslage in den untersuchten Krankenhäusern und der Durchführung von Peer Review Verfahren besteht.ErgebnisseRückgänge der Krankenhaussterblichkeit waren in solchen Krankenhäusern zu beobachten, in denen die Sterblichkeit vor der Einführung der Qualitätsmethodik erhöht war. Diese Rückgänge waren bezogen auf die Leistungsbereiche Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Pneumonie und Sepsis statistisch signifikant. Entsprechende, jedoch nicht signifikante Tendenzen ließen sich in weiteren neun Leistungsbereichen beobachten. Nach der Durchführung von Peer Reviews wurden signifikante Rückgänge der Krankenhaussterblichkeit in den Leistungsbereichen Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Pneumonie beobachtet. Die Rückgänge nach Peer Reviews zu Schlaganfall, hüftgelenknaher Fraktur und kolorektaler Resektion waren nicht signifikant und nach Peer Reviews zur Behandlung maschinell beatmeter Patienten zeigten sich keine Veränderungen.SchlussfolgerungDie Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die freiwillige Einführung und Anwendung der IQM Qualitätsmethodik positiv auf die medizinische Ergebnisqualität auswirkt. Eine gezieltere Auswahl von Kliniken für Peer Reviews könnte die Wirksamkeit des Verfahrens möglicherweise noch erhöhen.

BackgroundIn 2008 the 'Initiative Qualitätsmedizin' (initiative for quality in medical care, IQM) was established as a voluntary non-profit association of hospital providers of all kinds of ownership. Currently, about 350 hospitals from Germany and Switzerland participate in IQM. Member hospitals are committed to a quality strategy based on measuring outcome indicators using administrative data, peer review procedures to improve medical quality, and transparency by public reporting. This study aims to investigate whether voluntary implementation of this approach is associated with improvements in medical outcome.MethodsWithin a retrospective before-after study 63 hospitals, which started to participate in IQM between 2009 and 2011, were monitored. In-hospital mortality in these hospitals was studied for 14 selected inpatient services in comparison to the German national average. The analyses examine whether in-hospital mortality declined after participation of the studied hospitals in IQM, independently of secular trends or deviations in case mix when compared to the national average, and whether such findings were associated with initial hospital performance or peer review procedures.ResultsDeclining in-hospital mortality was observed in hospitals with initially subpar performance. These declines were statistically significant for treatment of myocardial infarction, heart failure, pneumonia, and septicemia. Similar, but statistically non-significant trends were observed for nine further treatments. Following peer-review procedures significant declines in in-hospital mortality were observed for treatments of myocardial infarction, heart failure, and pneumonia. Mortality declines after peer reviews regarding stroke, hip fracture and colorectal resection were not significant, and after peer reviews regarding mechanically ventilated patients no changes were observed.ConclusionThe results point to a positive impact of the quality approach applied by IQM on clinical outcomes. A more targeted selection of hospitals to be peer-reviewed might further enhance the impact of this approach.