Welche Wertigkeit besitzt die TCM in der Therapie von malignen Erkrankungen? Eine Expertenbefragung

ZusammenfassungEinleitungDie Akupunktur als Regulationstherapie bewährt sich vor allem bei funktionellen Störungen, alles was „zerstört” ist, kann damit nicht therapiert werden. Dieser Merksatz galt lange als unumstritten. Daher sind in den Lehrbüchern der Akupunktur unter den Kontraindikationen auch Tumorerkrankungen, benigne oder maligne, angeführt. Die Akupunktur wird im deutschsprachigen Raum seit über 50 Jahren gelehrt, vielleicht ist es an der Zeit, gewisse „Tatsachen” zu hinterfragen und den Forschungsergebnissen der modernen westlichen Medizin anzupassen.ZielDaher sollte ein Konsens auf bestimmte Fragen gefunden werden, die sich auf die Anwendbarkeit von Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin bei malignen Erkrankungen beziehen.MethodeAllen Referenten von vier deutschsprachigen Aku punkturgesellschaften sowie den Mitgliedern der DGfAN wurde ein Fragebogen per E-Mail geschickt, mit der Bitte um Stellungnahme zu einzelnen Fragen, die das Vorgehen und die Meinung zum Thema TCM und Karzinom betreffen.ErgebnisseVon den insgesamt 56 Referenten und 1.200 Mitgliedern der DGfAN kamen 24 Fragebögen ausgefüllt retour. Für nahezu alle Teilnehmer stellt die Akupunktur keine Kontraindikation bei malignen Erkrankungen dar. Sehr viele behandeln die Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder Radiatio mit Methoden der TCM mit sehr gutem Erfolg. Kein Konsens konnte über die Frage erzielt werden, ob an der ipsilateralen Körperseite nach einer Lymphknotenexstirpation bei St. p. Mammacarcinom Nadeln gestochen werden sollten. Interaktionen zwischen Chemotherapie und bestimmten chinesischen Arzneien sollten beachtet werden.SchlussfolgerungDie restriktive Haltung der ÖGA gegenüber Patienten mit laufender Chemotherapie und/oder Radiatio/Antihormontherapie in Bezug auf Akupunktur kann aufgrund dieser Expertenbefragung aufgegeben werden. Weitere Studien sollten diese Thesen untermauern. Auch in Bezug auf die Frage, ob über Stimulierung des Immunsystems bei „austherapierten” Tumoren noch eine Einflussnahme möglich ist, oder Sekundaria verhindert werden könnten, müssen noch weitere Studien folgen.

BackgroundAcupuncture as a regulative therapy has proved itself in functional disorders. It is incapable, however, of repairing structurally damaged tissue. This dogma has remained unchallenged for decades, making benign as malign tumors a contraindication for acupuncture treatment. As in German-speaking countries, acupuncture has been taught for more than 50 years, it may be time to question and re-evaluate certain dogmas on the basis of modern scientific findings.AimTo find a consensus regarding the treatment of malignant tumors by means of Traditional Chinese Medicine.MethodAll instructors of four German-speaking acupuncture societies as well as all DGfAN were provided with a questionnaire containing 11 questions regarding procedures and experiences with Traditional Chinese Medicine in the treatment of carcinoma.ResultsQuestionnaires were sent to 56 DGfAN instructors as well as all of the 1'200 members. Of these, 24 were returned. For nearly all participants, malignant tumors do not constitute a contraindication for acupuncture anymore. Many therapists successfully treat the side-effects of chemotherapy and/or radiotherapy by means of Traditional Chinese Medicine.No consensus could be found regarding the ipsilateral use of acupuncture in lymphedema after breast cancer surgery. There should be due caution as to the possible Interactions between chemotherapy and certain Chinese drugs.ConclusionThe present findings suggest a revision of the current policy of discouraging acupuncture in patients receiving chemo- and/or radiotherapy/anti-hormone therapy. Further studies are recommended to support these findings. Also, further studies are needed to investigate the possibility of augmenting conventional malignoma therapy by stimulation of the immune system, and of preventing metastasis.