Non-target effects of ivermectin on trophic groups of the cow dung insect community replicated across an agricultural landscape

Umweltgifte können sich auch auf Nützlinge negativ auswirken. Deshalb müssen neue Pharmazeutika generell auf ihre Unbedenklichkeit getestet werden falls sie, gewollt oder ungewollt, in die Umwelt gelangen. Dies geschieht häufig mittels standardisierter ökotoxikologischer Labortests gewisser Schlüsselarten, doch die Empfindlichkeit einzelner Spezies kann bekanntlich stark variieren. Ein informativerer Ansatz wäre daher, die Toxizität von Substanzen direkt im Freiland an gesamten Lebensgemeinschaften zu testen. In einer solchen Studie wurde der Einfluss einer realistisch niedrigen Konzentration (6.6 μg/kg Frischdung) des gängigen Parasitikums Ivermectin auf die Kuhdung abbauenden Insekten auf Weiden von 24 landwirtschaftlichen Betrieben in der Schweiz nördlich der Alpen über das Jahr hinweg untersucht. Ivermectin führte zu abgestuften Reduktionen der Populationen von insgesamt 32 Fliegen- (Diptera) und Wespentaxa (Hymenoptera). Bei etwa einem Drittel erhöhte sich die Mortalität signifikant, im Frühling und Sommer stärker als im Herbst. Keine Art profitierte von der Präsenz der Substanz. Kleine Parasitoide von Dungorganismen (sämtlich Hymenoptera) wurden am stärksten reduziert (62%), grosse räuberische Fliegen zu 38%, die Dungkonsumenten jedoch nur zu 23%. Dies bestätigt die theoretische Erwartung, dass Organismen der höheren trophischen Stufen empfindlicher auf Umweltstörungen reagieren: etwa weil sie selten und eher grösser sind, oder weil sich toxische Substanzen in der Nahrungskette ansammeln (Biomagnifikation). Die Unterschiede könnten jedoch auch durch phylogenetische Verwandtschaft bedingt sein. Insgesamt erhöhte Ivermectin die Sterblichkeit eines beträchtlichen Anteils der coprophagen Dunginsekten, sodass ihre Ökosystemdienstleistung empfindlich gestört werden kann. Die Durchführung solcher umfangreicheren toxikologischen Freilanduntersuchungen kann somit empfohlen werden, um ein realistischeres Bild des Umwelteinflusses einzelner schädlicher Substanzen zu erhalten.